Aktuelle Tagungen und Konferenzen
Datum | Referent*innen | Thema | Ort |
22. - 23. November 2024 | Dr. Timo Lochocki |
Wissenschaft und Politik. Wie gelingt ein produktiver Austausch? Kostenfreier Workshop des KomRex für junge Wissenschaftler*innen (Promovierende, Postdoktorand*innen) |
Jena |
30. November 2024 |
Symposium: „Beredtes Schweigen. NS-Eugenikverbrechen und ihre Folgen“Externer Link |
Universität Jena, Zoologisches Institut, Erbertstr. 1, großer Hörsaal/Phyletisches Museum | |
5. Dezember 2024 | 15.00 - 21.30 Uhr |
Realtalk: Diskutiert mit uns die Landespolitik! Jugendkonferenz |
MVZ Wagner, Jena |
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Strategietagung zu „Perspektiven einer sozialpsychologischen Friedens- und Konfliktforschung in Deutschland“ vom 13.-15.10.2022
Antragsteller: Prof. Dr. Tobias Rothmund, Kommunikations- und Medienpsychologie, Friedrich-Schiller Universität Jena
Gesellschaftliche Relevanz des Themas:
Die sozialpsychologisch fundierte Friedens- und Konfliktforschung ist im deutschsprachigen Raum bislang wenig sichtbar, was sich unter anderem in einem geringen Einfluss auf politische Entscheidungsprozesse und einer relativ geringen Forschungsförderung durch die Deutsche Stiftung Friedensforschung ausdrückt. Dies ist insofern bedenklich, als die Sozialpsychologie in den vergangenen Dekaden wichtige Forschungsergebnisse generiert hat, die Impulse für das Verständnis von Konflikten sowie für Möglichkeiten zu deren Befriedung geben können. Zu den grundlegenden sozialpsychologischen Forschungsbereichen zählen Ursachen, Rahmenbedingungen und Folgen von Gewalt zwischen Gruppen sowie Dynamiken der Konflikteskalation, aber auch Forschungsfelder, die auf innergesellschaftliche Konfliktfelder und deren friedliche Bearbeitung abzielen. Zu nennen wären hier beispielsweise Forschung zu gruppenbezogener Diskriminierung (bspw. Rassismus, Sexismus), dem Verständnis sowie der Prävention von politischer Radikalisierung und Extremismus oder dem Umgang mit Migration und Flucht als Herausforderung für die kulturelle Anpassungsleistung in demokratischen Gesellschaften.
Problemstellung:
Vom 13.-15. Oktober fand eine Strategietagung zu “Perspektiven einer sozialpsychologischen Friedens- und Konfliktforschung” an der Friedrich Schiller Universität in Jena statt an der 50 wissenschaftlich arbeitende SozialpsychologInnen in unterschiedlichen Karrierephasen (ProfessorInnen, PostdoktorandInnen, DoktorandInnen) teilnahmen. Die Tagung verfolgte drei zentrale Ziele. Zum Ersten diente die Tagung dazu, SozialpsychologInnen ein Forum für Vernetzung und Austausch zu bieten und zukünftige Kooperationsprojekte anzubahnen. Das zweite Ziel bestand in der Strukturierung des Forschungsfelds einer sozialpsychologischen Friedens- und Konfliktforschung sowie der Identifikation neuartiger Phänomenbereiche bzw. theoretischer und methodischer Herausforderungen für die Forschung. Ein drittes Ziel bestand in der kritischen Reflektion der Rolle der Sozialpsychologie in der Friedens- und Konfliktforschung sowie der mangelnden Sichtbarkeit sozialpsychologischer Forschung im gesellschaftlichen Diskurs über Frieden und Konflikt.
Methodische Planung:
Die konzeptuelle Planung der Tagung wurde im Vorfeld durch die Task-Force “Rassismus und Rechtsextremismus” der Fachgruppe Sozialpsychologie in der DGPs (Deutsche Gesellschaft für Psychologie) unterstützt. Die organisationale Umsetzung der Tagungsplanung erfolgte durch die Arbeitsgruppe “Kommunikations- und Medienpsychologie” (Prof. Dr. Tobias Rothmund) sowie durch das Zentrum für Rechtsextremismusforschung, Demokratiebildung und gesellschaftliche Integration (KomRex) an der FSU Jena. Die Tagung war so konzipiert, dass möglichst viel Raum für den Austausch von Ideen, kritische Diskussionen und die Entwicklung von Kollaborationsansätzen gegeben sein sollte. Aus diesem Grund wurden ausgewählte Inputformate vorab festgelegt und dazwischen Diskussions- und Workshopformate für den Austausch in Kleingruppen geplant. Für den spezifischen Input konnten (a) internationale ExpertInnen, (b) “critical friends” aus benachbarten Disziplinen, und (c) Akteure aus relevanten Feldern der Berufspraxis gewonnen werden.
Ergebnisse der Tagung:
Die Ergebnisse der Strategietagung wurden abschließend in vier Themenbereichen zusammengefasst. Zum Ersten wurde unterschiedliche Vorschläge formuliert um eine stärkere Strukturbildung sozialpsychologischer Friedens- und Konfliktforschung zu unterstützen. Hierzu zählen die Beantragung von Fördermitteln zur Entwicklung themenspezifischer Forschungsnetzwerke sowie die Einrichtung eines Kompetenzzentrum für Sozialpsychologie. Ein solches Kompetenzzentrum könnte (analog zu Fraunhofer Instituten) die Anwendungsforschung stärken und bspw. die Entwicklung und Umsetzung sozialpsychologischer Interventionen sowie deren systematische Evaluation wissenschaftlich unterstützen und begleiten. Zum Zweiten wurden die programmatische Entwicklung des Forschungsfelds angemahnt. Die sozialpsychologische Friedens- und Konfliktforschung steht vor wissenschaftstheoretischen und forschungsmethodischen Herausforderungen, will sie die gesellschaftliche Relevanz und Sichtbarkeit ihrer Forschung erhöhen. Wissenschaftstheoretisch resultieren Herausforderungen bspw. aus den divergenten Funktionslogiken und Anreizsystemen in Wissenschaft und Politik. Zum Dritten wurde die bestehende Praxis der Wissenschaftskommunikation bemängelt. So nimmt Wissenschaftskommunikation noch immer keine relevante Rolle in der Ausbildung von Studierenden oder DoktorandInnen ein. Neben entsprechenden Praxisworkshops wurde auch auch ein Mangel an Syntheseprojekte festgestellt. Diese könnten vor dem Hintergrund spezifischer gesellschaftlicher Problemsituationen mittels einer Integration bestehender Forschungslagen auf die Entwicklung evidenzbasierter Empfehlungen zur Gestaltung von Interventions- oder Präventionsprojekten abzielen. Viertens wurden neuartige Förderforamte angeregt wie bspw. das Format “Scientists in Residency”. Ein solches Förderformat könnte es WissenschaftlerInnen erlauben, für einen begrenzten Zeitraum in politischen oder zivilgesellschaftlichen Organisationen zu hospitieren und gemeinsam mit den entsprechenden Partner angewandte Forschungsprojekt zu planen bzw. umzusetzen.